Fotosammlung Kurt Röhrig im ISG, Frankfurt

[Kennziffern]

Gesamtzahl1.100
"Material"
    Papierabzüge?
    Filmnegative?
    Glasnegative?
    Filmdias?
    Glasdias?
"Zeiten"
    <1901?
    1901-1944?
    >1944?
"Digitalisiert"
    Anzahl1.100
    Zugänglich?

"Fotosammlung Kurt Röhrig" ist Teilbestand (1 von 12) von Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main


[Beschreibung 1 von 2]

"Fotosammlung Kurt Röhrig
Laufzeit: 1943-1980
Bestandsbeschreibung: 1.100 sw Aufnahmen der Stadt im Wiederaufbau (Innenstadt, Bahnhof, Flughafen, Paul-Ehrlich-Institut u.a.m.).
Findmittel: Vollständig erschlossen durch EDV-Katalog und Digitalisierung der Objekte."

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[Beschreibung 2 von 2]

[Aus: Tobias Picard, "Fotonachlass Kurt Röhrig jetzt benutzbar!", erschienen im "Newsletter" des Instituts für Stadtgeschichte, Ausgabe 5, Juli 2006:]

"Das Institut hat kürzlich den Frankfurt-bezogenen Teil des Bildnachlass von Kurt Röhrig erworben. Der Nachlass umfasst nicht nur rund 100 Farbdias der zerstörten Stadt, sondern auch über 1000 Aufnahmen aus Nachkriegszeit und Wiederaufbau. Nach Ordnung und Signierung ist die Sammlung jetzt der Öffentlichkeit zugänglich. Eine Auswahl der Farbdias bildet das Herzstück des im Institut zusammengestellten Bildbandes „Frankfurt am Main im Bombenkrieg“ (Wartberg-Verlag).
Kurt Röhrig, der seit 1944 in Braunfels lebt, wurde am 24. Juli 1912 in der Bornheimer Heidestraße geboren. Er wuchs in Dieburg auf, erlernte in Darmstadt den Beruf des Friseurs und arbeitete als Meister in verschiedenen Frankfurter Salons. 1942 wurde Röhrig als Soldat in Russland schwer verwundet und nach langem Lazarettaufenthalt 1943 aus der Wehrmacht entlassen. Weil er gerne und gut fotografierte, riet ihm ein Freund, sich bei der Frankfurter Bildagentur Dr. Paul Wolff & Tritschler zu bewerben, deren Inhaber erfolgreiche Pioniere der Kleinbildfotografie mit der „Leica“ waren. 1944 legte Röhrig als Mitarbeiter Wolffs das Examen zum Bildberichterstatter ab. Seine Prüfungsunterlagen hatte er gerade noch aus dem brennenden Haus seines Chefs an der Miquelalle holen können, als dieses am 22. März 1944 von Bomben getroffen wurde.
Danach fotografierte Röhrig auf Initiative Wolffs in zahlreichen Farb- und Schwarzweißaufnahmen das zerstörte Frankfurt. Die Agentur verfügte noch über farbiges Filmmaterial, da sie im Rahmen eines reichsweiten „Führerauftrags“ Kunstdenkmäler im Rhein-Main-Gebiet zu dokumentieren hatte. Die Hauptarbeit lastete auch dabei auf dem jungen Röhrig, zumal der Firmenchef sich von der praktischen Arbeit zurückzog und die anderen Mitarbeiter einberufen waren. Röhrigs Aufnahmen von Wandmalereien in Dom, Karmeliterkloster, Deutschordenshaus und Palais Thurn und Taxis sind heute eine wichtige Quelle für Denkmalschutz und Rekonstruktion.
Da das Kleinbildarchiv der Agentur durch Auslagerung gerettet worden war, organisierte Röhrig den Umzug der Firma nach Braunfels, in die Nähe der Wetzlarer Leitz-Werke. Zwei Jahre nach Wolffs Tod machte sich Röhrig 1953 selbständig. Dabei nutzten ihm Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen und Magazinen, die er bis dahin erworben hatte. Röhrig machte nun in Europa und Übersee Werbefotos für große Firmen und fotografierte Urlaubsträume in sonnigen Gefilden. Außerdem baute er in Braunfels ein Fotostudio mit einer Projektionsfläche von 40 Quadratmetern auf, die es ermöglichte, sogar Autos vor entsprechendem Hintergrund abzulichten.
Röhrigs Firma „roebild“ hatte lange Zeit auch in Frankfurt ein Büro. Von hier aus entstanden nicht zuletzt eindrucksvolle Aufnahmen der Mainstadt, die in den fünfziger Jahren zur Verkehrs- und Wirtschaftsmetropole heranwuchs. Die Fotos, die einschließlich der Verwertungsrechte an das Institut übergegangen sind, zeigen neben einzelnen Bauten besonders das großstädtische Treiben in der City um Haupt- und Konstablerwache, am Hauptbahnhof und auf dem Flughafen.
Die „Fotosammlung Kurt Röhrig“ hat ihr zeitliches und stilistisches Pendant in der „Fotosammlung Willi Klar“, die sich schon länger im Haus befindet. Willi Klar war ebenfalls Mitarbeiter von Paul Wolff; nach dem Krieg arbeitete er von Frankfurt aus als selbständiger Industriefotograf und dokumentierte daneben das Theaterleben seiner Heimatstadt. Deren Topographie stand indes nicht im Mittelpunkt seines Interesses. Hier schließen nun die Bilder Röhrigs manche Lücke. Es handelt sich um fotografisch hochwertige Aufnahmen, die gleichfalls eine Schulung an der Wolff’schen Aufnahmetechnik erkennen lassen. Sie stellen eine wichtige Bildquelle zur Stadtgestalt in den Jahren des „Wirtschaftswunders“ dar und ergänzen damit die reiche Bildüberlieferung des Instituts auf hervorragende Weise.
© Tobias Picard
Tobias Picard: Interview mit Kurt Röhrig am 9. April 2003 in Braunfels (Institut für Stadtgeschichte S2/18.236)
Evelyn Hils-Brockhoff/Tobias Picard, Frankfurt am Main im Bombenkrieg – März 1944, Gudensberg 2004"

[Quelle: Textübernahme mit freundlicher Erlaubnis von Herrn T. Picard, Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main.]

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