N 1/68 Fotoatelier Kugler in Sigmaringen: Glasplattennegative im Staatsarchiv Sigmaringen | ||
[Kennziffern]
Gesamtzahl | 10.000 | |
"Material" | ||
Papierabzüge | ? | |
Filmnegative | ? | |
Glasnegative | 10.000 | |
Filmdias | ? | |
Glasdias | ? | |
"Zeiten" | ||
<1901 | ? | |
1901-1944 | ? | |
>1944 | ? | |
"Digitalisiert" | ||
Anzahl | 2.231 | |
Zugänglich | Internet |
"Bestand N 1/68 Fotoatelier Kugler" ist Teilbestand (1 von 14) von Staatsarchiv Sigmaringen, Sigmaringen
(Digitale Objekte: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=2350)
[Beschreibung 1 von 2]
"Überlieferungsgeschichte
Zur Geschichte des Photoateliers Kugler
Das Sigmaringer Photoatelier Kugler wurde durch den 1851 in Kirchheim unter Teck geborenen Johann Gottlieb Friedrich Kugler begründet. Er kaufte 1877 das Gebäude Josefinenstraße10. Hier installierte er auch sein Photoatelier und betrieb sein Geschaft bis zu seinem Tod 1907. Zudem unterhielt er Filialen in Tuttlingen und Beuron. Nach seinem Tod kam es zu Erbauseindersetzungen unter den Kindern. Trotzdem scheint zumindest unter einem Teil der Kinder eine Erbengemeinschaft bestanden zu haben. Wer damals allerdings die Photoaufnahmen anfertigte, ist nicht zu rekonstruieren. Auch ist nicht klar, wer das Haus Josefinenstraße 10 bewohnte. In den Adreßbücher erscheint lediglich der Eintrag "Photoatelier Kugler". 1918 wurde die Erbangelegenheit wieder aufgerollt und es kam zu einer Zwangsversteigerung des Hauses Josefinenstraße 10. Mit der Aufgabe des Hauses ging vermutlich auch der Verlust der Photoplatten von der Gründung des Photoateliers bis zu diesem Zeitpunkt einher.
Die Tochter Anna Kugler heiratete in zweiter Ehe den Sigmaringer Ernst Reinhard Karl Franz Heinemann. Er wohnte in der unmittelbaren Nachbarschaft, in der Josefinenstraße 19. Hier unterhielten die beiden nach 1920 das Photoatelier, das weiterhin den Namen Kugler trug. Vermutlich photographierte auch Anna selbst. Seit 1926 beschäftigte das Ehepaar den aus Zwickau stammenden Photographen Friedrich Jahn. Er wird in späterer Zeit auch als Geschäftsführer bezeichnet und fertigte sicherlich das Gros der erhaltenen Aufnahmen an. Die nun im Staatsarchiv Sigmaringen verwahrten Aufnahmen enden 1937/38. 1936 zog Friedrich Jahn wieder aus Sigmaringen fort. Das Ehepaar Heinemann betrieb das Photoatelier vermutlich noch bis 1938. Ernst Heinemann starb am 26.November 1938. Seine wesentlich jüngere Frau folgte ihm bereits am 17.Januar 1940. Das Haus erbte der Sohn von Anna Heinemann aus erster Ehe, Hermann Etter, mittlerweile Kaufmann in Berlin. 1958 verkauften die Erben des 1957 verstorbenen Hermann Etter das Haus Josefinenstraße 19 an den Landesverband der Schweinezüchter in Württemberg-Hohenzollern e. V. Auf dem Dachboden des Hauses schlummerten die photographischen Glasplatten bis zu ihrer Entdeckung 1992.
Die archivfachliche Behandlung der Glasplatten
Nachdem die circa 10 000 photographischen Glasplattengnegative in das Staatsarchiv übernommen worden waren, mußte man sich zunächst einen ersten Überblick verschaffen. In welchem konservatorischem Zustand befanden sich die einzelnen Aufnahmen? Was war überhaupt auf den Glasplatten abgebildet? Die Glasplatten waren in den im Laufe der Zeit stark verschmutzten Originalbehältern gelagert worden. Die Oberseite dieser Kartons war zum Teil schon von in verstärktem Maße aktivem Schimmelpilz befallen. Glücklicherweise hatte dieser aber nur in Einzelfällen auf die Photoschicht übergegriffen. Trotzdem mußten die Glasplatten schnellstmöglich aus den Originalbehältern entfernt und neu verpackt werden. Aufgrund der großen Menge war jedoch zunächst nur die sachgerechte Säuberung und Verpackung ausgewählter Glasplatten moglich. Doch mit welchen Photographien sollte man beginnen? In einem zweiten Arbeitsgang verschaffte sich daher der Archivar einen Überblick über die Themenvielfalt. Schnell zeigte sich, daß der überwiegende Teil der Glasplatten das Alltagsgeschäft eines Photographen dokumentiert: Hochzeitsbilder, Portrait- und Gruppenaufnahmen. 20 Prozent - also knapp über 2000 Aufnahmen - waren jedoch einzelnen politischen, kirchlichen oder gesellschaftlichen Ereignissen gewidmet. Es war klar, daß mit der Säuberung, Verpackung und Erschließung dieser Aufnahmen begonnen werden mußte. Nun galt es, die ereignisbezogenen Aufnahmen herauszufiltern. Ein Mitarbeiter des Archivs sichtete zwei Wochen lang die Photographien und separierte die themenbezogen Schachteln. Glücklicherweise war auf der Verpackung der Inhalt meistens kurz notiert. In vielen Fällen war auch das Jahr der Aufnahme vermerkt. Es blieb jedoch eine Vielzahl von Aufnahmen, deren Inhalt zunächst auf eine Erschließung warten muß. Alle Aufnahmen waren in der Regel mit einer laufenden Nummer versehen, die auf eine leider verlorene Kartei hinweist. Daher wurden die nichtereignisbezogenen Abbildungen zunächst in der Reihenfolge dieser Numerierung sortiert. Nachdem die ereignisbezogenen Glasplatten separiert worden waren, wurden sie vom Restaurator des Staatsarchivs gesäubert und verpackt. Die Glasplatten waren durch Staub sowie durch zusätzliche Einwirkung von Wasser zum Teil stark verschmutzt. Wasser war in einigen Fällen zwischen die plan aufeinandergestapelten Glasplatten gedrungen und hatte dabei die Photoschicht (Gelatine) angelöst. Bei der Trockung waren dann einzelne Platten miteinanderverklebt. Hierbei konnten auch Photokristalle angelöst und mit dem eingedrungenen Wasser transportiert worden sein. Teilweise lag Zeitungspapier als Puffer zwischen den Negativen, das dann mitverklebte. Dies führte zu Informationsverlust, da sich das Zeitungspapier nicht so einfach von den Platten entfernen ließ. Einige Aufnahmen waren von Schimmelpilz befallen, der sich allerdings immer nur auf der Glasseite befand. Von einige Glasplatien löste sich die Gelatineschicht ab. Die Glasseite der Platten wurden mit einer 70 Prozent Alkohollösung eingesprüht. Nach kurzer Einwirkungszeit wurde die Substanz mit einem weichen Tuch abgerieben. Bei den meisten Glasplattennegativen mußte der Vorgang zweimal wiederholt werden. Die Schichtseite reinigte man grundsätzlich nur mit einem weichen Pinsel. Nur bei starker Verschmutzung befeuchtete man das Tuch mit der Alkohollösung und tupfte die Schichtseite ab. Zusammengeklebte Glasplatten wurden vorsichtig mit einem schmalen Messer getrennt. Verklebtes Zeitungspapier wurde mit Hilfe einer Pinzette trocken von der Glasplatte entfernt. Die Negative wurden anschließend einzeln in pH-neutrales (pH 7), ungepuffertes Papier verpackt. Jeweils circa 25 Glasplatten wurden in feste gepufferte, leicht basische (pH 8,5) Kartons gesichert. Jeder einzelnen Glasplatte wurde eine Signatur zugeteilt, die man auf der neuen Verpackung anbrachte. Die Signatur dient dem eindeutigen Wiederauffinden der Glasplatten im Magazin mit Hilfe des Findbuchs. Die Lagerung erfolgt aus konservatorischen Gründen im Magazin stehend. Nun war der Archivar wieder an der Reihe. Die gesäuberten und konservatorisch behandelten Glasplatten wurden auf einen Leuchttisch gelegt. Sodann die dazugehörenden alten Verpackungen mit der thematischen Aufschrift hinzugezogen. Auf diese Weise wurde Aufnahme für Aufnahme als Glasplattennegativ gesichtet und kurz beschrieben: Welchem Thema ist das Photo zuzuordnen? Was ist darauf zu erkennen? In welchem konservatorischem Zustand befindet sich die Glasplatte? Löst sich beispielsweise die Photoschicht ab oder ist die Glasplatte gar zersprungen? Auf zahlreichen Glasplatten hatte der Photograph Vermerke mit einem weißen Stift angebracht. So konnte beispielsweise das photographierte Ereignis der Glasplatte hier notiert sein, ebenso das Aufnahmejahr. Es fanden sich auch technische Hinweise. Hier ist mehrfach die Anzahl der Abzüge vermerkt. Derartige Hinweise werden im Findbuch der Nachwelt überliefert. Die Erschließung wurde mit Hilfe der EDV durchgeführt, so daß am Ende die Beschreibungen der Glasplatten im Findbuch neu sortiert werden konnten. Es konnte beispielsweise durchaus sein, daß mehrere Aufnahmen zu einem Thema nicht in einer Photoschachtel zusammengefaßt wurden, sondern über mehrere verteilt waren. Im Findbuch sind die thematisch zusammengehörenden Glasplatten selbstverständlich zusammengeführt. Die Glasplatten waren mit äußerster Vorsicht zu behandelt. Schon bei leichten Erschütterungen konnten sie zerbrechen. Eine Sichtung der Photographien in Form der Glasplattennegative durch Benutzer ist auszuschließen. In welcher Form können diese Aufnahmen nun der Nutzung zugänglich gemacht werden? Das hierfür geeignete Medium ist der Mikrofilm. Damit können die einzelnen Aufnahmen positiv dargestellt und am Lesegerät gesichtet werden. Zudem sind Abzüge vom Mikrofilmen möglich. Die Anfertigung von Mikrofilmaufnahmen erfolgte im Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut in Ludwigsburg. Nachdem die nun insgesamt 2254 erschlossenen Aufnahmen verfilmt worden waren, machte das Archiv die Öffentlichkeit auf den für die Geschichte Hohenzollerns bedeutenden Bestand aufmerksam. In Absprache mit der Sigmaringer Lokalredaktion der Schwäbischen Zeitung wurden von Seiten des Staatsarchivs einzelne Themen der Glasplattensammlung in teil- oder ganzseitigen Beiträgen der Bevölkerung präsentiert. Zugleich war damit ein Aufruf verbunden, an der detaillierten Erschließung der Abbildungen mitzuwirken. Tatsächlich meldeten sich alteingesessene Sigmaringer. Vor dem Lesegerät sitzend schauten sie sich die Aufnahmen an und versuchten Lokalitäten sowie Personen zu identifizieren. Diese Hinweise wurden in das vorläufige Findmittel aufgenommen. An der Erschließung waren vor allem beteiligt: Dr.Fritz Enderle, Karl Gauggel, Julia Hermann, Hermann Keinath, Erich Münzer, Gerold Rebholz, Rüdiger Rotermund und Bodo Walldorf. Ein Problem harrte noch der Lösung. Die bislang archivfachlich bearbeiteten Glasplatten umfassen nur circa 20 Prozent des Gesamtbestandes. Was sollte mit den übrigen circa 8000 Glasplatten geschehen, die nicht mehr zu identifizierende Personenaufnahmen umfaßten? Die gleiche archivfachliche Sorgfalt wie bei den thematischen Glasplatten kam aufgrund der damit verbundenen hohen Kosten nicht in Frage. Doch schnell fand sich eine praktikable Lösung. Die Glasplatten werden nun sukzessive nach folgenden Themen sortiert: Hochzeiten, Paare (Mann und Frau), Männer, Frauen, Kommunion und Konfirmation, Kinder, Gruppenaufnahmen, Tiere, Beerdigung und Tote, Männer in Uniform. Dann werden die Glasplatten in Schachteln gestellt und durch ein säurefreies Zwischenpapier getrennt. Damit ist die Konservierung und Erschließung des Photoglasplattennachlasses Kugler abgeschlossen.
Nutzung des Findbuches
Die einzelnen Titelaufnahmen wurden im vorliegenden Findbuch nach Themen sortiert (siehe Inhaltsverzeichnis) . Detaillierte Orts-, Personen- und Sachindices ermöglichen vielfältige Zugriffsmöglichkeiten. Ein zweites Findbuch wurde in der Reihenfolge der Lagerung der Glasplatten im Magazin sowie in der Reihenfolge auf dem Mikrofilm erstellt. Die Sichtung der Aufnahmen erfolgt mit Hilfe des Mikrofilms am Mikrofilmlesegerät.
Dr.Jürgen Treffeisen, Birgit Kirchmaier
Sigmaringen, den 23. Oktober 1997
Literatur
Birgit Kirchmaier: Streiflichter. Das Sigmaringer Photoatelier Kugler. Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Sigmaringen, Sigmaringen 1997."
[URL: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=2350 - Zuletzt besucht: 2008-10-26]
[Beschreibung 2 von 2]
"Gegenwärtig sind 2231 Digitalisate aus dem Bestand N 1/68 Fotoatelier Kugler im Internet zugänglich."
[Quelle: Mitteilung von Frau C. Knobloch (Staatsarchiv Sigmaringen), März 2008]