Photoatelier Maurer im Wilden Mann

[Kennziffern]

Gesamtzahl26.000
"Material"
    Papierabzüge?
    Filmnegative?
    Glasnegative?
    Filmdias?
    Glasdias?
"Zeiten"
    <1901?
    1901-1944?
    >1944?
"Digitalisiert"
    Anzahl21.695
    ZugänglichInternet

"Photoatelier Maurer" ist Teilbestand (1 von 1) von Glasmuseum, Passau


Link zu digitalisierten Kopien (im Internet)  (Digitale Objekte: http://www.rotel.de/maurer/photo/search.php)

[Beschreibung 1 von 1]

"Fotografisches Werk Helene Maurer
Ca. 25000 Glasplatten
von 1936 bis 1953 fotografiert
Studioaufnahmen: Portraits, Gruppenbilder, Lebens- und Jahreslauf (Kommunion, Hochzeiten...) Soldatenfotos
Außenaufnahmen: Stadt Passau, Hochwasser
Passau als Bischofsstadt - religiöse Aufnahmen, Priester, Bischof, ......

1979 erwirbt Georg Höltl neben dem "Wilden Mann" noch drei weitere Häuser und macht daraus das heutige Hotel "Zum Wilden Mann" und das Glasmuseum. Mit dem Gebäude ging auch der fotografische Nachlass von Helene Maurer - ca. 25.000 Negative - in den Besitz von Georg Höltl über.
Konservierung, Archivierung - Ausstellung
Diese 25.000 Negative - teils Glasplatten, teils Filme - sind einzeln in Papiertüten verpackt, und von Helene oder Olga Maurer fein säuberlich mit folgenden Daten beschriftet worden: Fortlaufende Nummer, Aufnahmedatum, Name, Motiv, Größe, Anzahl und Preis, mit Anmerkungen über Abholung, Bezahlung, Anzahlung und Restbetrag. Je nach Material sind zwischen 30 (Glasplatten) und 250 (Film) Negative in einem Schuber verpackt, der ebenfalls mit den wichtigsten Informationen versehen ist. Zusätzlich gibt es Kassenbücher, in denen die Einnahmen und Ausgaben verzeichnet sind
Die Negative sind größtenteils sehr gut erhalten. Einige zeigen bereits chemische Veränderungen, andere sind beschädigt oder zerbrochen. Um den Bestand für die Zukunft zu sichern, werden alle Negative mit einer Digitalkamera fotografiert. Ein spezielles Computerprogramm ermöglicht es, dass am Computer sofort das Positivbild betrachtet werden kann. Die Bilder werden in einer Datenbank abgespeichert und mit den Informationen der Verpackungstütchen ergänzt. Die Fotos sind nun für jedermann leicht zugänglich und können nach verschiedenen Kriterien ausgewählt werden. Sie sind eine nützliche Quelle für z. B. Zeitgeschichte, Stadtgeschichte, Mode oder aber auch für die Familienforschung.
Diese Konservierungs- und Archivierungsarbeiten sind der Anlass für diese Ausstellung über das Werk der Passauer Fotografin Helene Maurer.


Familie Maurer
1903 erwirbt Josef Maurer (1862-1927) die Weinhandlung Niederleuthner im Gebäude des "Wilden Mannes" in der Schrottgasse 4 und baut einen florierenden Weingroßhandel mit Kontakten bis nach Österreich, Ungarn und Berlin auf. Im Laufe der Jahre wird die Weinhandlung in die Neuburgerstraße verlegt. Das Haus in der Schrottgasse diente als Wohnung und wird zum Teil vermietet. Josef Maurer war mit Auguste Korntheur (1871-1948), einer Kaufmanntochter (Filialgeschäft am Rindermarkt in Passau) aus Obernberg/Österreich verheiratet.
Auguste Maurer Weinhandlung Niederleuthner
Aus der Ehe gingen die drei Töchter Olga (1892 -1983), Helene (1895 -1973) und Gisela (1898 -1955) sowie der Sohn Robert (+1949) hervor.
Die Töchter - alle drei blieben übrigens ledig - waren musisch und künstlerisch sehr begabt und für die damalige Zeit sehr gebildet. Im Nachlass der Maurer Schwestern finden sich Klaviernoten und Liederhefte, Skizzenbücher, Studienaufzeichnungen (Kunstgeschichte, Geschichte, Theologie), Reiseunterlagen oder auch Briefe der Töchter an die Eltern in französischer und italienischer Sprache. Die ganze Familie und weitere Verwandte waren Mitglieder im eigenen Familientheater. Bei Familienfeiern verkleideten sie sich gerne und spielten kleine Sketche. Im übrigen war die Familie sehr religiös. Die Frauen besuchten fast täglich eine Messe im Dom oder im Kloster Niedernburg. Helene Maurer starb in einer Kirchenbank in Niedernburg.
Familientheater Maurer
Nach dem frühen Tod des Vaters 1927 betreibt Sohn Robert mit seiner Schwester Olga die Weinhandlung weiter. Robert lebt mit seiner Frau Rosa in der Neuburgerstraße, die Mutter und die Töchter blieben in der Schrottgasse. 1936 eröffnet Helene (06.01.1895 - 10.04.1973) im 2. Obergeschoss ihr Fotoatelier. 1948 stirbt die Mutter, ein Jahr später Robert. Mit dem Tod des Bruders wird die Weinhandlung aufgegeben. Helene sorgt von nun an mit ihren Fotos für den Lebensunterhalt der Schwestern, Olga kümmert sich ums "Büro", Gisela führt den Haushalt.
Atelier/Fotos
Helene Maurer betrieb ihr Fotoatelier von Dezember 1936 bis Ende 1953. Aus dieser Zeit sind ca. 25.000 gewerbliche Negative erhalten. Private Aufnahmen " ca. 1.000 " gibt es aus der Zeit davor und danach. Ihre Kunden kamen hauptsächlich aus der Stadt Passau und dem nähren Umland wie Fürstenzell, Vilshofen, Obernberg oder aus dem Bayerischen Wald und aus Österreich. Auch Touristen und Passagiere der Donaudampfer ließen sich von Helene Maurer porträtieren. Das Atelier lag nahe am Dom, so sind auch viele Aufnahmen von Priminzianten, Priestern, Patres und Nonnen zu finden. Aus der Zeit des Krieges stammen die zahlreichen Soldatenfotos. Die meisten Bilder wurden im Atelier gemacht. Sie zeigen Einzelportraits oder Gruppenfotos. Die Bilder spiegeln nicht die Alltagssituation wieder, sondern besondere Ereignisse. So erscheinen die Menschen auf den Fotografien meist in einer Umgebung, die mit ihrer eigenen Realität nichts zu tun hat. Sie werden aus ihrer Alltagssphäre herausgenommen und in ein dekoratives Wunschbild (Atelierhintergrund) gestellt. Feierliche Gesichtszüge, würdevolle Haltung und festliche Kleidung untermauern diese Art der Darstellung. Typisch für die Fotos dieser Zeit ist z. B. die große, weiße Haarschleife der Mädchen, die Taschenuhr am Anzug des Vaters oder die Halskette der Mutter, die ein Kleid oder Mantel und Hut trägt. In allen Familienalben der damaligen Zeit sind ähnliche Bilder zu finden.
Aufnahmen aus dem Atelier der Helene Maurer
Kinder Babys liegen manchmal nackt auf einem Fell oder an der Lehne eines Sofas. Kleinkinder sitzen an einem kleinen weißen Tisch mit kleinen Stühlen. Jungen haben typische Spielutensilien wie Holzpferd oder Teddybär, Mädchen eine Puppe in der Hand. Die Kinder erscheinen wie Erwachsene in ihren Sonntagskleidern: die Mädchen mit Haarschleife und Spitzkragen, die Jungen in kurzen Hosen mit Krawatte und Jacke.
Familienaufnahmen
In der Regel lässt sich die Kleinfamilie Eltern mit Kindern fotografieren. Selten sind auch die Großeltern oder andere Verwandte darauf zu sehen. Die Eltern sitzen meist in der Mitte; die Mutter hat das jüngste Kind auf dem Schoß. Die restlichen Kinder sind um die Eltern arrangiert. Alle sind festlich gekleidet und schauen mit einem feierlichen Gesichtsausdruck in die Kamera. Auffällig groß ist die Anzahl der Bilder mit Mutter und Kind bzw. mit Kindern. Sie haben sich sicherlich für den Vater, der als Soldat in den Krieg zog, fotografieren lassen.
Portraits
Ca. 80 % der Aufnahmen sind Portraits von Einzelpersonen: Männer, Frauen, Kinder, Geistliche und Nonnen, Soldaten und Polizisten. Manchmal sind auch Paare oder Geschwister zu finden. Brustportraits wurden, je nach Kleidung, vor einem dunklen oder einem hellen Vorhang aufgenommen. Für Ganzaufnahmen standen verschiedene Requisiten parat. Waren es in den ersten Jahren zwei verschiedene Polsterstühle, eine Otomane und ein kleiner runder Tisch, so kam ab 1940 eine weiße Kaminatrappe hinzu. Gerne ließen sich die Kunden auch an einer kleinen Eckbank mit Tisch neben einem doppelflügeligem Fenster fotografiern. Mit all diesen Requisiten sollte eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre vorgetäuscht werden, wie es der damaligen Lehrmeinung der Fotografie entsprach. Selbstverständlich erschien man zu diesem Termin in Sonntagskleidung.
Kommunion
Ein besonders Ereignis im persönlichen Lebenslauf war die Feier der Heiligen Erstkommunion. Man ließ sich in der Gruppe - Jungen und Mädchen getrennt - und einzeln fotografieren. Die Gruppenaufnahme wurde vor der Kirche gemacht, das Einzelportrait im Atelier. Helene Maurer hatte dafür eine besondere Kulisse aufgebaut. Vor einem Marien- oder Jesusbild, das üppig mit frischen Blumen geschmückt war, stand eine Betbank. Die Kommunionkinder fotografierte sie dann kniend oder stehend an der Bank. Sie hielten entweder ihr Kommunionkerze oder ein Gebetbuch in der Hand.
Hochzeit
Hochzeitsfotos machte Helene Maurer ausschließlich im Atelier. Die Kunden kamen nach der standesamtlichen Trauung in Anzug und Kostüm mit Brautstrauß oder nach der kirchlichen Trauung im Brautkleid zur Fotografin. Auf einigen wenigen Bildern sind neben dem Brautpaar auch die Eltern oder Trauzeugen zu sehen. Im Vergleich zu heutigen Aufnahmen fällt auf, dass das Brautpaar mit einem ernsten Gesichtsausdruck in die Kamera blickt und sich auch nicht in die Augen schaut.
Gruppenaufnahmen
Gruppenaufnahmen wurden meist außerhalb des Ateliers gemacht. So finden sich Schulklassen, Vereine, Musikkapellen, Burschenschaften, Betriebsbelegschaften oder Priminzianten. Die einzelnen Personen stehen in Reihen aufsteigend hintereinander. Die wichtigsten Personen befinden sich in der Bildmitte. Meist ist auch ein die Gruppe kennzeichnendes Attribut mit dabei, wie z. B. eine Fahne, eine Tafel mit entsprechender Aufschrift und Jahreszahl, Betriebsschilder oder Musikinstrumente.
Alte Menschen
Es fällt auf, dass sich alte Menschen nur zu besonderen Anlässen, wie z. B. einer goldenen Hochzeit, fotografieren haben lassen. Ab einem bestimmten Alter gibt es keine Einzelportraits mehr. Dagegen gibt es eine Reihe von Bildern, die aufgebarte Verstorbene, meist Priester oder Nonnen, zeigen. Sie sind von vielen Blumen umrahmt und lassen den Tod harmlos aussehen.
Passbilder
Passaufnahmen gehörten damals wie heute zum täglichen Geschäft eines Fotografen. Auch Helene Maurer hielt sich an die gesetzlichen Vorschriften: Halbprofil von der Gesichtspartie des Kunden, Kopf leicht zur Seite, Blick in die Kamera, linkes Ohr frei.
Außerhalb des Ateliers
Es gibt nur wenige Aufnahmen, die außerhalb des Ateliers gemacht wurden. Dabei handelt es sich meist um private Bilder. Zur Passauer Stadtgeschichte ist nur wenig zu finden. Es gibt Fotos zum Hochwasser von ???, von einer Prozession anlässlich des Einzugs des Altöttinger Gnadenbilds in den Dom 1936 oder als ein Auto aus der Donau gezogen wird. Es gibt Aufnahmen von Frauen in Uniform, die 1940 für die Winternothilfe sammeln. Helene Maurer hat auch in Notzeiten fotografiert, so z. B. die Verteilung von Care-Paketen oder in einer Kleiderkammer."

[URL: http://www.glasmuseum.de/de/maurer.php Geht zu: http://www.glasmuseum.de/de/maurer.php - Zuletzt besucht: 2006-12-31]