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"Wenn ich die Geschichte in Worten erzählen könnte,
brauchte ich keine Kamera herumzuschleppen."
Lewis W. Hine(1874-1940)

Wernigerode (Harz) um 1905 
(Sammlung Rohde-Enslin [#000975])

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40108 Bildmaterialien aus dem sächsischen Steinkohlenbergbau im Bergarchiv Freiberg

[Kennziffern]

Gesamtzahl5.000
"Material"
    Papierabzüge?
    Filmnegative?
    Glasnegative?
    Filmdias?
    Glasdias?
"Zeiten"
    <1901?
    1901-1944?
    >1944?
"Digitalisiert"
    Anzahl?
    Zugänglich?

"40108 Bildmaterialien aus dem sächsischen Steinkohlenbergbau" ist Teilbestand (1 von 3) von Bergarchiv Freiberg, Freiberg


[Beschreibung 1 von 1]

"Authentizität und Idealisierung
Fotografische Abbildungen gelten seit jeher der Wirklichkeit näher als die zumeist stark subjektiv geprägten Werke der bildenden Kunst. Wenngleich jedoch Fotografien nicht mit historischer Realität gleichzusetzen sind, sondern erst im Zusammenwirken mit narrativen Elementen, sei es als Bildunterschrift oder als korrespondierende textliche Überlieferung, „informativ“ werden, so vermitteln sie, wie Bruno Fritzsche 1996 formuliert hat, doch „eigenständig und besser als das Wort die Bilder, die sich die Vergangenheit von sich selber macht“. Darstellungsvarianten zwischen Authentizitätsbestrebungen bei vornehmlich technischen Dokumentationen und Idealisierungsbegehren im Spannungsfeld von bergmännischer Selbstdarstellung und Firmenpräsentation zeigt in konzentrierter Form auch der Bestand 40108 Bildmaterialien aus dem sächsischen Steinkohlenbergbau. Mit dessen Erschließung konnte das Bergarchiv Freiberg einen Korpus von knapp 5.000 Bilddokumenten – überwiegend Fotografien – formieren, der verschiedenste Nutzungsinteressen befriedigen dürfte, bietet er doch Stoff für montanhistorische wie auch wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtliche Fragestellungen. Vor Beginn der Bearbeitung zählte der Bestand knapp 40.500 Bildmaterialien, die auf verschiedenen Bildträgern vorlagen, vor allem Negative, Papierabzüge und Glasplatten, ferner einige wenige Druckplatten, Zeichnungen und Plakate sowie mehrere hundert Lauffilme. Der hauptsächliche Entstehungszweck dieser Aufnahmen resultierte aus dem Bemühen einzelner Steinkohlenunternehmen und Bergleute, sowohl die unter- und übertägigen betrieblichen Anlagen als auch die Belegschaft in ihren sozialen und kulturellen Verflechtungen zu dokumentieren bzw. bildnerisch zu arrangieren. Nur ein geringer Teil des Materials wurde offensichtlich zu Werbezwecken gefertigt. Dabei dominiert die Gebrauchsfotografie die Bildmaterialien mit künstlerischem Anspruch, während die Anteile professioneller und Amateuraufnahmen sich die Waage halten. Zeitlich erstreckt sich die Überlieferung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die frühe Nachwendezeit, den Schwerpunkt bilden die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine vorhergehende Grobanalyse des Bestandes ergab einen hohen Anteil an Doppel- bzw. Mehrfachexemplaren, insbesondere bei den Negativen und Papierabzügen, ferner eine nicht geringe Zahl an Bildthemen, für die andernorts eine höherwertige Überlieferung zu erwarten ist, wie z. B. zu Parteitagen oder sportlichen Großereignissen wie die Friedensfahrt. Weiterhin fanden sich in größerem Umfang qualitativ minderwertige Abbildungen (unscharf, verwackelt, über- oder unterbelichtet) sowie solche ohne Aussagekraft (nicht ausreichend dokumentierter Entstehungszusammenhang).
Vor diesem Hintergrund galt es, die Bewertung gezielt auf einen relevanten Themenkanon auszurichten und diesen möglichst umfassend wiederzugeben und zu konzentrieren. Da archivwürdige und kassable Bildmaterialien vermischt vorlagen, fand die Bewertung auf Ebene des einzelnen Bilddokumentes statt. Auf Grund vorwiegend ähnlicher Motive bildeten die als archivwürdig eingestuften Papierabzüge die Grundlage für die Bewertung der Glasplatten, Negative und weiteren Bildträger, die ihrerseits lediglich als Komplementärüberlieferung zu den Abzügen verstanden werden, mit einer Ausnahme: Auf Grund benutzungs- und reproduktionsspezifischer Belange wurden bei gleichen Motiven sowohl die Glasplatten als auch die entsprechenden Papierabzüge aufbewahrt, in Einzelfällen ebenso hierzu existierende Zeichnungen, da sie auf Grund ihrer künstlerischen Verfremdung über eine durchaus eigene Qualität verfügen (s. Abbildung).
Die Analyse zeigte des Weiteren nicht wenige Fotografien ohne jegliche Beschriftung. Zwar existierten einige Findmittel in Form handschriftlicher Listen, doch war eine Verzahnung mit den Abbildungen aufgrund divergierender Nummerierungen nur schwer möglich. Für die Identifizierung und ggf. nähere Erläuterung der betreffenden Aufnahmen konnten Mitglieder des Steinkohlenbergbauvereins Zwickau e.V. gewonnen werden, mit denen das Bergarchiv bereits im Rahmen einer Ausstellungsvorbereitung gewinnbringend zusammen gearbeitet hatte.
Die datenbankgestützte Erschließung der als archivwürdig klassifizierten Bilddokumente einschließlich der abschließenden Feinbewertung erfolgte durch eine Historikerin. Zur Vermeidung von Redundanzen wurden Aufnahmen mit gleichen Motiven, die aber auf unterschiedlichen Bildträgern vorlagen, in einem Datensatz erfasst (aus Lagerungs- und Bestandserhaltungsgründen werden im Bergarchiv die verschiedenen Bildtypen durch Kennbuchstaben, sogenannte Cluster, die der laufenden Nummer vorgeschaltet werden, kenntlich gemacht). Das entsprechende AUGIAS-Formular ist zuvor durch Anlegung von drei Signaturfeldern (lauf. Nr.) sowie von drei sich darauf beziehenden Feldern zur Erfassung des Bildtyps dieser Vorgehensweise angepasst worden. Auch Bildserien wurden unter der Vergabe von Sammeltiteln in einem Datensatz erfasst, die tatsächliche Anzahl dann im Umfangsfeld vermerkt.
Letztendlich konnten dadurch die eingangs erwähnten nahezu 5.000 Bildmaterialien in nur knapp 2.000 Datensätzen adäquat erschlossen werden, deren Benutzung seit September letzten Jahres via PC und traditionellem Findbuch möglich ist.
Mona Harring
Bergarchiv Freiberg."

[Quelle: Sächsisches Archivblatt, 1/2005, S. 19-20]

[URL: http://www.archiv.sachsen.de/download/Archivblatt_1_2005.pdf Geht zu: http://www.archiv.sachsen.de/download/Archivblatt_1_2005.pdf - Zuletzt besucht: 2008-06-15]