"Das Sportmuseum Berlin versteht sich als ein allgemeines, kulturhistorisch orientiertes Spezialmuseum für die Geschichte von Körperkultur, Turnen, Sport und Spiel in Berlin-Brandenburg von ihren Anfängen bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung ihrer engen Verflechtung mit der nationalen und internationalen Sportentwicklung seit dem 19. Jahrhundert.
Die Sport- und Olympiastadt Berlin hat der nationalen und internationalen Sportentwicklung entscheidende Impulse verliehen. Das breite Spektrum der Berliner Sporttraditionen sowie der relevanten sporthistorischen Themen mit Berlinbezug ist mit keiner anderen Stadt in Deutschland vergleichbar. Berlin ist der Ort/die Stadt, - in der das Turnen und andere Sportarten "erfunden" wurden, in der Friedrich Ludwig Jahn wirkte und die schließlich zum Ausgangspunkt der deutschen Turnbewegung im 19. Jahrhundert wurde, - in der die Wurzeln der olympischen Bewegung in Deutschland liegen (Dr. W. Gebhardt), aus der die erste deutsche Olympiamannschaft und die ersten deutschen Olympiasieger 1896 (und später zahlreiche weitere Olympiateilnehmer und -sieger) hervorgingen, die den Missbrauch Olympischer Spiele 1936 durch die Nationalsozialisten erfuhr und die sich - leider erfolglos - um die Austragung der Spiele 2000 bewarb, - die als ein Zentrum der deutschen Arbeitersportbewegung das bis 1933 entscheidend durch den ATV/ASV Fichte Berlin als größtem Arbeitersportverein Deutschlands geprägt wurde - sowie der jüdischen Sportkultur/Sportbewegung (bis 1938) gilt, - die die Metropole und Zentrale des DDR-Sportsystems (Ost-Berlin) war, - die auf jahrzehnte- bzw. jahrhundertealte Traditionen in vielen Sportarten und Disziplinen mit Spitzenleistungen im Breiten- und Leistungssportbereich (u. a. Turnen, Leichtathletik, Radsport, Wasser- und Wasserfahrsport, Boxen, Fußball u. a. Spielsportarten) verweisen kann, - die zahlreiche Pionierleistungen auf den Gebieten der Sportwissenschaft (Deutsche Hochschule für Leibesübungen, Reichsakademie für Leibesübungen, Sportinstitute der FU und HUB), der Sportarchitektur (u. a. Berliner Olympiagelände, Sportpalast, Velodrom), der Turn- und Sportgeräteentwicklung usw. hervorbrachte.
Die Sammlungen des Sportmuseums Berlin widerspiegeln die nationale und internationale Sportpräsenz Berlins in Geschichte und Gegenwart. Der Anteil an Beständen mit überregionaler Bedeutung kann nicht in Prozentzahlen ausgedrückt werden. Sie überwiegen jedoch und prägen Charakter und Profil des Museums.
Seit 1990 wurden die Sammlungsbestände mehr als verdoppelt. Sie umfassen gegenwärtig über 100.000 Realien, eine Fotosammlung mit mehr als 1,5 Millionen Bildmotiven, eine sporthistorische Bibliothek mit rund 37.000 Bänden und ein Archiv mit mehreren tausend Dokumenten. Die Mehrzahl der Zeitzeugnisse des Sports erhielt das Museum als Schenkung von Privatpersonen, Sportorganisationen und Institutionen des Sports aus Berlin (Ost und West), anderen Regionen der Bundesrepublik sowie aus dem Ausland. Weitere Bestände von Bedeutung kamen 1990 im Zuge der Auflösung des DTSB der DDR und seiner Gliederungen (Bezirksorganisation Berlin, Verbände, Vereine) in das Museum. Mit Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin konnten herausragende Memorabilien, Sammlungen und Nachlässe käuflich erworben werden (u. a. Bildarchiv Heinrich von der Becke, Nachlass Dr. Josef Göhler, private Sammlungen zur Geschichte der Olympischen Spiele 1936 und der Sport-Numismatik). Der jährliche Zuwachs in den Sammlungen beträgt 1.000 bis 2.000 Einzelstücke.
Die dem Museum zur Verfügung stehenden Ankaufmittel sind in den letzten Jahren dramatisch gesunken und tendieren gegen Null. Zur Erweiterung und Ergänzung seiner Bestände ist es deshalb mehr denn je auf die Mitarbeit der Sportorganisationen und die Spendenfreudigkeit vieler aktiver Sportlerinnen und Sportler sowie aller Freunde des Sports angewiesen.
In seiner Sammlungstätigkeit legt des Sportmuseum Berlin besonderen Wert auf folgende Kriterien und Besonderheiten: - Agieren als komplexe Museumseinrichtung mit klassischen musealen Sammlungen, eigener - sporthistorischer Bibliothek, umfangreichem Archiv, herausragender Fotosammlung und beispielhaftem - Multimedia-Archiv, - bewusste Beibehaltung eines weiten Sammlungsbegriffs, - Dokumentation der Geschichte von Körperkultur und Bewegungskultur in ihrer gesamten Breite und Vielfalt (keine Anwendung eines verengten Sportbegriffs), - Reflexion der Sportentwicklung im gesamtgesellschaftlichen Kontext und als integraler Bestandteil der Kultur- und Alltagsgeschichte des Menschen, - Dokumentation nicht nur der Entwicklungs-, sondern auch der Produktionsgeschichte von Sportgeräten und Sportbekleidung an einigen ausgewählten Beispielen (z. B. Ruderwerkstatt Praetzel, Berlin-Friedrichshagen), - Sondersammlung zur Internationalen Laufsportbewegung, insbesondere der Stadtmarathone und Straßenläufe (AIMS-Marathon Museum of Running)." Quelle: http://www.sportmuseum-leipzig.de/Ablage-Zeitung/2-2004/Seite-4.htm |